đź’ˇ Und welches GPT baust du?


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Hallo Innovator! 🚀

Trotz blauer Flecken durch exzessives Rodeln (DĂĽsseldorf ist ausnahmsweise verschneit) kommt hier deine pĂĽnktliche Dosis Inspiration rund um Digitalisierung, Technik und Innovation.

Du hast einen Tipp, welches Thema ich hier dringend mal aufgreifen sollte? Antworte einfach auf diese Mail, ich freue mich ĂĽber Feedback!

Viel Spaß mit der 101. Ausgabe von „Tech is Good“ 💡

Trends 🚀

  • Open Source Arznei: Sind Medikamente, die durch freiwillige Mitarbeit entstehen, ein zukĂĽnftiger Weg, um neuen und alten Virenfamilien beizukommen? Das "COVID Moonshot"-Projekt lief jedenfalls durchaus erfolgreich. → Heise​
  • 1-Click-Autos: Man kann bald auch Autos auf Amazon bestellen. Viele werden sich fragen: warum erst jetzt? → Golem​
  • Google vs Spam: Eine deutsche Studie bestätigt, was viele fĂĽhlen: der Anteil von Spam-Inhalten, die es bei Google nach oben schaffen, steigt. Sie stellt aber auch fest, dass Google erfolgreich gegensteuert → Mashable​

Work

  • Guter Player: Mit diesem Podcast-Player kann ich Podcasts zum ersten Mal produktiv hören, statt mich nur berieseln zu lassen. Die beeindruckendste Anwendung generativer KI, die mir seit langem untergekommen ist! → Snipd​
  • Guter Browser: ein neuer Browser erobert mal wieder mein Umfeld. Arc hat zwar wenig Ideen, die man nicht schon bei einem der Chrome-Konkurrenten gesehen hat, fĂĽhrt diese aber elegant zusammen. Besonders als Tab-Horder könnte dir Arc weiterhelfen. → Arc | YouTube (Vorstellung)​

Digital Ethics

  • KI-Sprachlehrer: Die Sprach-App Duolingo ersetzt 10 % seiner freien Mitarbeiter durch KI. Der ĂĽbliche Aufschrei („AI kills jobs“) ignoriert, dass Duolingo schon seit Jahren Lehrpläne und Ăśbungen per KI erstellt und einige Nischen-Kurse nur deswegen anbieten kann → CNN | Duolingo (Blog Post)​
  • Energiekosten der Digitalisierung: Welche ökologischen Folgen hat die fortschreitende Digitalisierung? Die Antwort ist ĂĽberraschend unklar → Spectrum​

Business & Strategy

  • Innovation: Was ist Innovation, was ist nur eine Erfindung? Knackige Ăśbersicht. → Asymco​
  • BedĂĽrfnisse: Wenn du die BedĂĽrfnisse deiner Zielgruppe erarbeiten willst, hast du mit diesen Karten ein gutes Hilfsmittel an der Hand. → Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum ​

»Der größte Feind des Wissens ist nicht die Unwissenheit, sondern die Illusion von Wissen.«

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– Daniel J. Boorstin, Historiker

KOLUMNE

Zusammenstecken will gelernt sein

OpenAI hat seinen GTP Store veröffentlicht, eine Plattform, über die jeder angepasste ChatGPT-Clients erstellen kann – sogenannte GTPs. Unter den 3 Millionen (!) GPTs, die zum Start verfügbar sind, finden sich Schreibassistenten, Gesundheitsberater und ein Chatbot, der unter den 3 Millionen GTPs den richtigen findet (kein Scherz).

Ist dieser Store der nächste große Coup von OpenAI? Einige sehen das so und vergleichen den Launch mit der Veröffentlichung des App-Stores oder dem Moment, als Facebook zur Plattform wurde (du erinnerst dich an Farmville?). Andere lässt der Store eher ratlos zurück. GTPs sind nur leicht modifizierte Varianten von ChatGTP, ohne grundlegend neue Funktionen – was soll daran so toll sein?

Ich werde mich hüten, eine Prognose abzugeben, zumal unklar ist, was OpenAI strategisch bezweckt. Vielleicht will das Unternehmen Entwickler langfristig an sich binden, vielleicht sind ihm aber auch schlichtweg die Ideen ausgegangen. Der GTP Store wirkt jedenfalls so, als ginge OpenAI einfach die Rezeptbücher der großen Plattformen durch – ein „App Store“ steht da auf der ersten Seite.

In einem Punkt jedoch widerspreche ich den Kritikern. GPTs mögen vielleicht nicht grundlegend anders funktionieren als ChatGPT, doch trotzdem könnten aus ihnen völlig neue und sehr innovative Produkte entstehen. Die Einschätzung, dass GTPs langweilig sind, beruht auf zwei alten Missverständnissen.

Innovation braucht keine neue Technik

Wer in der Tech-Szene arbeitet, könnte den Eindruck gewinnen, dass jedes technische Problem schon ein Dutzendmal gelöst wurde. Aber jeden Tag beweisen neue, erfolgreiche Apps, dass dies nicht stimmt.

Die Web-App „Stagetimer“, ein ferngesteuerter Countdown-Timer, geht zum Beispiel ein Problem an, das jeder Webentwickler binnen Minuten mittels frei verfügbarer Software lösen könnte. Doch diese Fähigkeit fehlt den meisten Veranstaltern von Konferenzen und sie müssen sich mit höchst unkomfortablen und beschränkten Lösungen herumschlagen. Genau mit dieser Zielgruppe verdient das Ehepaar hinter Stagetimer inzwischen 10.000 $ monatlich. Ständig melden sich bei ihnen Nutzer, die unendlich dankbar dafür sind, dass sie endlich mit einem angenehmen Interface arbeiten können und fragen, ob man Stagetimer für ihre Branche noch weiter anpassen könnte.

Erfolgreiche Produkte lösen ein bestehendes Problem auf die richtige Art und Weise. Ob die Technik dahinter neu ist, ist zweitrangig.

GTPs können ein Sprungbrett sein

Ein weiteres gängiges Missverständnis verwechselt Startpunkt und Endzustand.

Das Tool Perplexity AI ist vor einem Jahr angetreten, um eine ganz neue Art von Websuche zu etablieren. Schon jetzt hat es bei vielen Power-Usern die Google-Suche verdrängt, auch bei mir. Endgültig auf dem Radar der Tech-Szene ist Perplexity seit einer fetten Finanzierungsrunde zu Jahresbeginn, unter anderem durch Jeff Bezos.

Gestartet ist Perplexity mit einer konventionellen Datenbanksuche und hat sich dann zu einem „KI-Wrapper“ entwickelt. Das ist die etwas despektierliche Bezeichnung für Lösungen, die KI-Modelle „einfach nur“ zusammenstecken – in dem Fall GPT-3.5 und den Bing-Suchindex. Wrappern hängt der Ruf hinterher, nicht sonderlich innovativ zu sein.

Ăśbersehen wird dabei, dass sie ein guter Startpunkt fĂĽr eine ganze Reihe von Innovationen sind:

  1. Nutzererfahrung erweitern: Perplexity bietet kein klassisches Chat-Interface, sondern einen Mix aus Suchschlitz, Chat und Ergebnisliste. Seit Beginn eines der groĂźen Argumente fĂĽr das Tool.
  2. KI-Modelle kombinieren: Perplexity nutzt inzwischen neben GPT auch andere KI-Modelle, beispielsweise Claude-2 für längere Texte.
  3. Mit eigener Technologie ergänzen: Perplexity arbeitet an eigenen Modellen, die Live-Informationen erhalten (zurzeit in der Beta). Eine große Innovation im Vergleich zu herkömmlichen Large Language Models!

Perplexity ist diese großen Projekte schlauerweise nicht gleich zu Anfang angegangen, sondern erst als klar war, dass es einen echten Bedaf an ihrer Lösung gibt.

Du kannst jetzt starten

Wenn du oder dein Unternehmen eine Idee für ein digitales Produkt habt, war bis jetzt der einfachste, erste Schritt eine Web-App – und auch dafür können je nach Ideen Wochen bis Monate draufgehen. Die neuen GTPs von OpenAI sind eine neue Möglichkeit, Produktideen zu validieren, mit wenig Aufwand und geschenkter Reichweite durch die gigantische Nutzerschaft von ChatGTP.

Die Möglichkeiten von GTPs sind beschränkt, vor allem, was die Nutzererfahrung angeht. Und nicht für alles ist Chat die richtige Lösung. GTPs sind deswegen ein Startpunkt – und Beispiele wie das von Perplexity zeigen, wie man sich Stück für Stück davon wegbewegen kann.

FĂĽr welche deiner Ideen wirst du ein GTP bauen?

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Marcel Mellor

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