â
Hallo Innovator! đ
âWie hast du das denn jetzt so schnell gefunden?!â đł Diese Frage bekomme ich auf der Arbeit hĂ€ufiger gestellt. Die Antwort ist ein gut sortierter, digitaler Werkzeugkasten â und bis zu meinem heutigen Set-up war es ein langer Weg. In der praxisnahen Kolumne ganz unten erklĂ€re ich dir, wie auch du zu einem digitalen GedĂ€chtnis kommst und warum es so wichtig ist.
Viel SpaĂ mit der 102. Ausgabe von âTech is Goodâ!
KOLUMNE
Wenn deine Arbeit darin besteht, fĂŒr Probleme eine Lösung zu entwerfen â und fĂŒr die meisten Wissensarbeiter ist das die Jobbeschreibung â dann ist eine digitale Ablage eines deiner wichtigsten Werkzeuge.
Nicht nur, um Dinge wiederzufinden. Ich beeindrucke zwar manchmal Kollegen damit, wenn ich ein jahrealtes Meeting-Protokoll in Sekunden parat habe, aber ein Computer ist mehr als ein âdigitales GedĂ€chtnisâ. Er hilft uns nicht nur dabei, Gedanken und Ideen wiederzufinden, sondern mit ihnen weiterzuarbeiten.
Bis ich an diese Stelle kam, war es ein langer Weg. Hier erklÀre ich dir, wie mein persönliches Set-up funktioniert.
Als ich vor 15 Jahren meine erste Notiz in Evernote ablegte, war dies ein magisches Erlebnis. Das Versprechen eines âZweitgehirnsâ war nicht neu, aber Evernote bot zum ersten Mal eine Lösung, die wirklich funktionierte â auf allen Plattformen, immer in Sync.
Seitdem sind unzĂ€hlige âSecond-Brainâ-Lösungen entstanden und wieder in der Versenkung verschwunden. Vom einstigen Star Evernote haben sich viele abgewandt, und das, obwohl die WechselhĂŒrde sehr hoch ist, wenn man Tausende von Notizen eingepflegt hat.
Der Niedergang von Evernote, verursacht durch steigende Preise und FehleranfĂ€lligkeit, fĂŒhrte bei mir zu zwei Erkenntnissen:
Basierend auf dieser Erkenntnis habe ich mir ein Set-up aufgebaut, das auf zwei Unterscheidungen basiert:
Dokumente sind Dateien, die ich wiederfinden, aber nicht bearbeiten will. Dazu gehören der Schriftverkehr mit Behörden, Rechnungen, Meeting-Protokolle, aber auch Artikel und BĂŒcher.
Ideen sind Dateien, mit denen ich denke. Der Computer ist dann Werkzeug, statt Ablage â ein âBicycle for the Mindâ. Die meisten solcher Denkwerkzeuge haben zwar auch eine Ablage, aber diese eignen sich nicht als Wissensdatenbank. Das weiĂ jeder, der einmal versucht hat, in Miro oder Apple Notes eine Datei zu finden.
Bei Dateien, die ich in einem Jahr wahrscheinlich nicht mehr benötige, verwende ich keine Zeit darauf, die âperfekteâ App zu suchen. Stattdessen probiere ich stĂ€ndig neue Werkzeuge aus und nutze das, was ich gerade zur Hand habe. Von der Notiz-App auf dem Handy bis zu einer schnellen E-Mail an mich selbst.
Es gibt aber auch Dateien, auf die ich wahrscheinlich noch in 30 Jahren zugreifen möchte. In der landlĂ€ufigen Vorstellung ist âdigitalâ gleichbedeutend mit âewigâ. Digitale Dokumente wirken dauerhaft, weil wir sie beliebig hĂ€ufig kopieren können. Es kann aber trotzdem unmöglich werden, sie zu lesen. Und Dateien, die man nicht mehr wiederfindet, sind praktisch weg.
Langfristig verfĂŒgbare Dateien mĂŒssen deswegen drei AnsprĂŒche erfĂŒllen:
Die Formatfrage ist die kritischste. Am sichersten fĂ€hrst du, wenn du Dateien in einem offenen Format speicherst, das du nicht nur in einem bestimmten Programm öffnen kannst. FĂŒr Dokumente ist das ganz klar PDF, fĂŒr Ideen reine Textdateien (.txt). Beide Formate sind seit Jahrzehnten in Gebrauch und werden es mit ziemlicher Sicherheit auch bleiben. Dies gilt eventuell auch fĂŒr proprietĂ€re, sehr verbreitete Formate wie z. B. Microsoft Word. Definitiv nicht dazu gehören hauseigene Dateitypen von Apps wie Evenote oder OneNote. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Daten schon in zehn Jahren nicht mehr öffnen lassen, ist hoch!
Durchsuchbarkeit heiĂt, dass du Dateien finden und miteinander verknĂŒpfen können. Die gĂ€ngigste Strategie hierfĂŒr ist es, Dateien in einem offenen Format in einer etablierten Notiz-App zu speichern. Sollte Evernote irgendwann aufhören zu existieren, kannst du die Notizen exportieren. Doch Vorsicht: Niemand garantiert, dass deine Notiz-App wirklich einen Export anbietet. Viele Evernote-Konkurrenten bieten einen Import an, aber eben keinen Export. AuĂerdem liefert dir ein Export nur die Rohdaten. Sonderfelder, VerknĂŒpfungen und Tags gehen höchstwahrscheinlich verloren.
Die zweite, sicherere Strategie ist es, Daten in einem normalen Ordner auf deinem Computer abzulegen und sie mit einem Programm zu indizieren. Das Programm legt sich wie Schicht ĂŒber deine Daten und verĂ€ndert nicht, wo und wie du sie gespeichert hast. DevonThink und Obsidian sind zwei Apps, die diesen Weg verfolgen (dazu unten mehr).
Und Hardware? Es versteht sich von selbst, dass deine Daten (auch) in der Cloud leben mĂŒssen. Punkt.
Die oben beschriebene Unterscheidung teilt meinen digitalen Werkzeugkasten in vier âQuadrantenâ ein:
Inbox: Das sind Dokumente, die ich nur kurz benötige und hinter denen meist eine Aufgabe steckt. Zu Hause nutze ich dafĂŒr eine echte Inbox im Flur. Dokumente, die ich langfristig benötige, werden gescannt und landen in der Datenbank.
Datenbank: Ich speichere alle Arten von langfristigen Dokumenten als PDF und lege sie in einem einzigen, flachen Ordner (â/Dokumenteâ) auf meinem Computer ab. DevonThink indiziert diese Dokumente, macht sie also durchsuchbar, ohne sie zu verschieben. Auch alle anderen Arten von Dateien (von Photoshop bis MS Word) kannst du dort ablegen. In DevonThink habe ich eine Reihe von Ordnern und Tags angelegt, und das Tool schlĂ€gt mir automatisch vor, wo ein Dokument abgelegt werden sollte. DevonThink ist nur fĂŒr Apple-GerĂ€te verfĂŒgbar, die beste Alternative ist Zotero, das allerdings einen Fokus auf den wissenschaftlichen Betrieb hat.
Denkwerkzeuge: Wenn ich âmit der Hand denkeâ, nutze ich dafĂŒr Miro oder Excalidraw. Beide Tools haben ihre Vorteile und es gibt unzĂ€hlige Alternativen, z. B. die nativen Notiz-Apps von Google und Apple. âGeistesblitzeâ notiere ich auch schon mal in meiner To-do-App Omnifocus, um sie spĂ€ter feinzuschleifen.
Zettelkasten: Ideen und Gedanken, die ich behalten und mit weiteren Ideen verknĂŒpfen möchte, lege ich in Obsidian ab. Ăhnlich wie DevonThink speichert Obsidian die Daten in einem offenen Format (.txt-Dateien, formatiert als Markdown) und in einem ausgewĂ€hlten Ordner auf dem Computer. Wenn du dich in das Konzept des Zettelkastens einlesen möchtest, bietet dir dieses Buch einen guten Einstieg.
âWird diese Software noch in dreiĂig Jahren funktionieren?â â diese Frage stellt man sich im Alltag sehr selten (auĂer man ist CTO eines DAX-Konzerns). Doch Digitalisierung bedeutet eben auch, dass wir manche Dateien noch in Jahrzehnten öffnen möchten. Alle Gedanken und Dokumente in einer einzigen, kommerziellen Software festzuhalten, ist deswegen keine empfehlenswerte Strategie â und es gibt Alternativen.
â
Hallo Innovator! đ Elon Musks Start-up Neuralink hat erstmalig einen drahtlosen Computerchip in das Gehirn eines Menschen eingesetzt. Das Video davon, wie der querschnittsgelĂ€hmte Mann per âGedankenĂŒbertragungâ Schach spielt, hat mich sehr berĂŒhrt â auch wenn das Video kaum etwas zur ZuverlĂ€ssigkeit der Technologie verrĂ€t. Wie sieht eine Welt aus, in der so eine Technologie Alltag geworden ist, auch fĂŒr gesunde Menschen? Dieser Frage gehe ich in meiner neusten Kurzgeschichte nach. Wenn du die...
Hallo Innovator! đ Die KirschblĂŒte blĂŒht in DĂŒsseldorf und man spĂŒrt, wie bei vielen Mitmenschen die Lebensgeister erwachen. Bei dir auch? Egal, ob noch im Winter- oder schon im FrĂŒhlingsmodus, ich wĂŒnsche dir viel SpaĂ mit der 109. Ausgabe von âTech is Goodâ! Trends đ Spam: Wer KI-generierte Artikel veröffentlicht, aber fĂŒr die Inhalte nicht haften will, wird zukĂŒnftig in den Google-Ergebnissen abgestraft. Ăh, wow. Dass solche ârevolutionĂ€renâ Regelungen erst jetzt kommen, erklĂ€rt die...
Hallo Innovator! đ Zurzeit beschĂ€ftige ich (mal wieder) mit einer neuen Produktidee, diesmal geht es um den Nachrichtenkonsum. Die wichtigste Frage bei so einer Ideenfindung ist immer, ob ein Produkt ein echtes Problem löst und normalerweise mĂŒsste ich dafĂŒr dutzende Nutzerinterviews fĂŒhren. Mit âXelperâ ĂŒbernimmt diese Aufgabe ein Chatbot. Willst du ihn hier mal ausprobieren? Du wĂŒrdest mir damit sehr helfen, vielen Dank! Xelper ist ĂŒbrigens eines von 7 Tipps und FundstĂŒcken der heutigen...